Am 26. Juli 2022 feiert die Forschungsstelle Antiziganismus an der Universität Heidelberg ihr fünfjähriges Bestehen. Die Gründung dieser europaweit führenden Einrichtung geht wesentlich auf den Einsatz des VDSR-BW zurück. Eine universitäre Forschungsstelle zum Thema Antiziganismus wurde mit dem Abschluss des ersten Staatsvertrags zwischen dem Land BadenWürttemberg und dem VDSR-BW 2013 möglich. Der Staatsvertrag, der vom Europäischen Parlament als Modell für Europa bezeichnet wurde, machte neben dem Schutz der Minderheit auch die Antiziganismusforschung – Forschung über die „salonfähigste“ Form des Rassismus in Europa – zur gesetzlichen Aufgabe des Landes. Gemeinsam mit dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg wurde die Heidelberger Forschungsstelle entwickelt, die sich unter der Leitung von Dr. Frank Reuter in ihren ersten fünf Jahren internationales Ansehen erworben hat.
Dr. Frank Reuter, wissenschaftlicher Geschäftsführer der Forschungsstelle Antiziganismus:
„Der 2013 abgeschossene Staatsvertrag des Landes Baden — Württemberg mit dem VDSR BW war eine entscheidende Voraussetzung für die Einrichtung der Forschungsstelle Antiz iganismus an der Universität Heidelberg. Die Perspektiven von Sinti und Roma – und damit der von Antiziganismus unmittelbar Betroffenen – einzubeziehen, ist ein Kern unseres Selbstverständnisses als Forschende auf diesem Feld und findet seinen Ausdruck in der engen Kooperation mit Selbstorganisationen der Minderheit.“
Claudia Roth, die Preisträgerin des Kultur- und Ehrenpreises der Sinti und Roma 2016, widmet sich in ihrem neuen Amt als Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und als Staatsministerin beim Bundeskanzler den Belangen der Sinti und Roma. Anlässlich des Jubiläums besuchte sie vergangene Woche am 22. Juli die Forschungsstelle Antiziganismus. Im Anschluss informierte sie sich im Kulturhaus RomnoKher über die aktuelle Arbeit des VDSR-BW (nähere Informationen: https://www.sinti-roma.com/beitraege/claudia-roth-im-romnokher/). Der VDSR-BW ermöglichte auch den gemeinsamen Besuch der Auschwitzüberlebenden Zilli Schmidt (nähere Informationen: https://www.sinti-roma.com/beitraege/jahrhundertzeuginwiderstandskaempferin-vorbild/).
Daniel Strauß, der Vorsitzende des VDSR-BW, hält auf der Jubiläumsfeier ein Grußwort über die Bedeutung und Gründungsgeschichte der Forschungsstelle Antiziganismus: „Als ich mit der Bürgerrechtsarbeit begann, stieß ich immer wieder auf verschiedene Fragen: Woher kommen die rassistisc hen Vorurteile und Bilder über Sinti und Roma? Wer profitiert von diesen Zuschreibungen und Diskriminierungen? Wir haben ein neues Kapitel in der Wissenschaft aufgeschlagen.“
Gründungsgeschichte der Forschungsstelle
Daniel Strauß ist Mitbegründer des Arbeitskreises Antiziganismus und der Gesellschaft für Antiziganismusforschung, deren inhaltliche Ausrichtung sich am Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung orientierte. Das Ziel war bereits damals, die Antiziganismusforschung zu verstetigen und in der Wissenschaft zu institutionalisieren. Die Arbeitskreise erarbeiteten ein Konzept für ein Kompetenzzentrum, das später die Grundlage für die Forschungsstelle Antiziganismus bildete. Mit Abschluss des ersten Staatsvertrags kam es 2015 zu ersten Treffen der Arbeitskreise mit dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst im Kulturhaus RomnoKher des VDSR-BW. Im Ergebnis konnte die Forschungsstelle Antiziganismus 2017 ihre Arbeit an der Universität Heidelberg aufnehmen.
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