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Solidarität mit den aus der Ukraine geflüchteten Roma: Minderheit, Land, Kommunen und soziale Einrichtungen engagieren sich
Solidarität mit den aus der Ukraine geflüchteten Roma: Minderheit, Land, Kommunen und soziale Einrichtungen engagieren sich
Rückblick auf den Landeskongress der Sinti und Roma am 24. Juli 2023 in Stuttgart
Rückblick auf den Landeskongress der Sinti und Roma am 24. Juli 2023 in Stuttgart

Vor mehr als einem Jahr begann der Angriffs­krieg gegen die Ukrai­ne. Unter den Mil­lio­nen Flücht­lin­gen, die vor dem Krieg Schutz suchen, befin­den sich Tau­sen­de ukrai­ni­scher Roma. In Baden-Würt­tem­berg wer­den seit­her beson­de­re Anstren­gun­gen unter­nom­men, um auch den geflüch­te­ten Roma die gleich­be­rech­tig­te Teil­ha­be zu ermöglichen. 

Um eine ers­te Bilanz zu zie­hen und die Unter­stüt­zung für die Geflüch­te­ten zu koor­di­nie­ren, lud der Ver­band Deut­scher Sin­ti und Roma, Lan­des­ver­band Baden-Würt­tem­berg am 24. Juli 2023 zum Lan­des­kon­gress der Sin­ti und Roma mit dem The­men­schwer­punkt „Soli­da­ri­tät mit den aus der Ukrai­ne geflüch­te­ten Roma“ im Evan­ge­li­schen Bil­dungs­zen­trum in Stutt­gart ein, an dem mehr als 120 Enga­gier­te teilnahmen. 

Dani­el Strauß, Lan­des­vor­sit­zen­der des Ver­bands Deut­scher Sin­ti und Roma, und Dr. Ute Lei­dig, Staats­se­kre­tä­rin im Minis­te­ri­um für Sozia­les, Gesund­heit und Inte­gra­ti­on Baden-Würt­tem­berg, eröff­ne­ten den Lan­des­kon­gress. Staats­se­kre­tä­rin Dr. Lei­dig beton­te die Grö­ße der Auf­ga­be, die Bereit­schaft des Lan­des zum Enga­ge­ment und die gute Zusam­men­ar­beit mit dem VDSR-BW, dem im Rah­men des ReFIT-Pro­gramms (Regio­na­le För­de­rung von Inklu­si­on und Teil­ha­be) wei­te­re Mit­tel des Lan­des und der Kom­mu­nen zur Ver­fü­gung gestellt wer­den sol­len, um nicht nur die Erst­in­te­gra­ti­on, son­dern auch die Anschluss­un­ter­brin­gung und Inte­gra­ti­on der aus der Ukrai­ne geflüch­te­ten und ver­trie­be­nen Roma mit geeig­ne­ten Schu­lungs- und Bera­tungs­maß­nah­men zu unterstützen. 

Dani­el Strauß berich­te­te ein­drück­lich von sei­ner Ukrai­ne-Rei­se im Som­mer 2022 und stell­te die extrem pre­kä­re Aus­gangs­si­tua­ti­on dar, die die Geflüch­te­ten hin­ter sich lie­ßen: Zu Krieg und inne­rukrai­ni­schen Flucht­be­we­gun­gen kom­men mas­si­ver Anti­zi­ga­nis­mus in der Ukrai­ne, weit­ge­hen­de Segre­ga­ti­on, Abge­schnit­ten­sein vie­ler vom Bil­dungs- und Gesund­heits­sys­tem und ver­hin­der­te Zugän­ge zum Arbeits­markt hin­zu. Mit die­sen Her­kunfts­be­din­gun­gen muss auch die Arbeit mit den Geflüch­te­ten rech­nen. ReFIT wur­de 2022 zu die­sem Zweck auf die vor dem Krieg in der Ukrai­ne in Baden-Würt­tem­berg Schutz suchen­den Roma ange­passt. Dani­el Strauß bedank­te sich für den gro­ßen Ein­satz der vie­len Enga­gier­ten im gan­zen Land, die sich für geflüch­te­te Roma ein­set­zen, und bei der Lan­des­re­gie­rung für die finan­zi­el­le Unter­stüt­zung und gute Zusammenarbeit. 

Exper­tin­nen und Exper­ten aus der Min­der­heit der Sin­ti und Roma, unter ihnen auch aus der Ukrai­ne geflüch­te­te Roma, sowie Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter von Kom­mu­nen, Zivil­ge­sell­schaft und Insti­tu­tio­nen, die Hil­fe für Geflüch­te­te leis­ten, teil­ten auf dem Lan­des­kon­gress ihre Erfah­run­gen, erör­ter­ten aktu­el­le Her­aus­for­de­run­gen, stell­ten hilf­rei­che Hand­lungs­an­sät­ze vor und erwo­gen lang­fris­ti­ge Stra­te­gien. Zwei Impuls­re­fe­ra­te lie­fer­ten wich­ti­ge Denk­an­stö­ße: Seán McGin­ley, der am ReFIT-Pro­gramm mit­wirkt und beim Infor­ma­ti­ons­ver­bund Asyl und Migra­ti­on sowie dem Roma-Cen­ter Göt­tin­gen aktiv ist, zeig­te in sei­nem Bei­trag, was Selbst­or­ga­ni­sa­tio­nen wie der VDSR-BW leis­ten kön­nen und was nicht und mit wel­chen Erwar­tun­gen sie vor Ort kon­fron­tiert werden. 

Prof. Dr. Albert Scherr von der Päd­ago­gi­schen Hoch­schu­le Frei­burg, seit vie­len Jah­ren als Exper­te auf die­sem Feld tätig, plä­dier­te für eine lang­fris­ti­ge Stra­te­gie über die aktu­el­len, auf Krieg und Flucht bezo­ge­nen kurz­fris­ti­gen Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te hin­aus. Nicht nur Schu­lungs- und Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­maß­nah­men sei­en erfor­der­lich, son­dern auch eine 10 (oder mehr)-Jahres-Strategie in der Sozial‑, Arbeitsmarkt‑, Bil­dungs- und Woh­nungs­po­li­tik. Der Schlüs­sel für eine erfolg­rei­che Inte­gra­ti­on und die Ver­mei­dung einer dau­er­haf­ten Ver­fes­ti­gung dis­kri­mi­nie­rungs­be­ding­ter pre­kä­rer sozia­ler Lagen ist – was vie­le der am Lan­des­kon­gress Teil­neh­men­den in ihren State­ments bekräf­tig­ten – die inten­si­ve Unter­stüt­zung der schu­li­schen und beruf­li­chen Bil­dung von Kin­dern und Jugend­li­chen, die aus der Ukrai­ne geflüch­tet sind. 

Über die größ­ten Her­aus­for­de­run­gen dis­ku­tier­ten Romeo Franz (EU-Abge­ord­ne­ter), Ans­gar Lot­ter­mann (Minis­te­ri­um für Sozia­les, Gesund­heit und Inte­gra­ti­on), Gari Pav­ko­vic (Lei­tung der Abtei­lung Inte­gra­ti­ons­po­li­tik, Lan­des­haupt­stadt Stutt­gart), Yuli­ia Kon­dur (Roma-NGO Chi­ricli, Ukrai­ne) und Lena Schmid (Flücht­lings­rat Baden-Württemberg). 

Wir­kungs­vol­le Hand­lungs­an­sät­ze, die sich in den zurück­lie­gen­den Mona­ten bewährt haben, stell­ten Mat­thi­as Rie­men­schnei­der (Stab­stel­le Dia­ko­ni­sche Grund­satz­fra­gen, Dia­ko­nie Würt­tem­berg), Robert Kal­derash (Roma-Media­tor aus der Ukrai­ne), Bra­nis­lav Stoi­kov (Scu­tus Secu­ri­ty), Dr. Anne Wenk (Stab­stel­le für Inte­gra­ti­on und gesell­schaft­li­che Ent­wick­lung im Land­rats­amt Rhein-Neckar-Kreis), Nad­ja Wen­ger (Sozi­al­amt Stutt­gart, Abtei­lung Sozi­al­pla­nung, Sozi­al­be­richt­erstat­tung) und Iris Mack (Team­ko­or­di­na­ti­on Flücht­lings­un­ter­brin­gung und ‑betreu­ung im Land­kreis Hei­den­heim) vor. 

Lang­fris­ti­ge Auf­ga­ben und Stra­te­gien erö­rer­ten Dani­el Lede Abal (MdL, Spre­cher für Migra­ti­on und Par­la­men­ta­ri­scher Geschäfts­füh­rer der Frak­ti­on Grü­ne im Land­tag), Prof. Dr. Bir­git Locher-Fin­ke (Minis­te­ri­um für Sozia­les, Gesund­heit und Inte­gra­ti­on), Alex­an­der Die­pold (Geschäfts­füh­rer der Hil­de­gard Lag­ren­ne Stif­tung und von Mad­house Mün­chen), Claus Preiß­ler (Beauf­trag­ter für Inte­gra­ti­on und Migra­ti­on, Stadt Mann­heim), Andrea Laux (Bür­ger­stif­tung Stutt­gart), Vale­ria Fed­chen­ko (Sin­ti und Roma-Beauf­trag­te im Land­rats­amt Rems-Murr-Kreis), Maria Söll­ner (Beauf­trag­te für Inte­gra­ti­on, Stadt Leut­kirch), Anne Büh­ler-Vog­ler (Anlauf­stel­le Pro Sin­ti und Roma e.V.) und Lui­sa Lin­den­thal (Erzie­hungs­wis­sen­schaft­le­rin und Media­to­rin, Frei­burg). Der VDSR-BW war auf den Kon­gress­po­di­en durch Dani­el Strauß, Sla­vica Huss­ei­ni und Jovica Arva­nitel­li, den Koor­di­na­tor des ReFIT-Pro­gramms, ver­tre­ten. Die Mode­ra­ti­on des gesam­ten Kon­gres­ses über­nahm Prof. Dr. Clau­dia Barth von der Hoch­schu­le Esslingen. 

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Beitrag erstellt am 27.07.2023

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