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Trauer um die frühere Landesvorsitzende Ilona Lagrene
Trauer um die frühere Landesvorsitzende Ilona Lagrene
Eine große Bürgerrechtlerin und frühere VDSR-BW-Vorsitzende ist verstorben
Eine große Bürgerrechtlerin und frühere VDSR-BW-Vorsitzende ist verstorben

Am Sonn­tag, dem 19. Novem­ber 2023, ist Ilo­na Lagre­ne, lang­jäh­ri­ge Vor­sit­zen­de des VDSR-BW, im Krei­se ihrer Fami­lie ver­stor­ben. Sie wur­de 1950 in Hei­del­berg gebo­ren und war mit dem Bür­ger­recht­ler und Autor Rein­hold Lagre­ne ver­hei­ra­tet, der allen in der Min­der­heit bis heu­te ein Vor­bild ist. Schon zuvor in der Bür­ger­rechts­ar­beit enga­giert, gehör­te sie 1986 zu den Mit­grün­de­rin­nen und Mit­grün­dern des VDSR-BW als Ver­ein, des­sen Vor­sitz sie von 1989 bis 1996 inn­hat­te. Sie war eine lei­den­schaft­lich für Sin­ti und Roma enga­gier­te Autorin, Frau­en­recht­le­rin und Bür­ger­recht­le­rin, die bis zu ihrem Tode auch im Vor­stand des Lan­des­ver­bands Rhein­land-Pfalz mitwirkte. 

Die Fami­lie von Ilo­na Lagre­ne gehör­te zu den Sin­ti, die 1940 über den Hohen­a­s­perg ins natio­nal­so­zia­lis­ti­sche “Gene­ral­gou­ver­ne­ment” im besetz­ten Polen depor­tiert wur­den. Vie­le ihrer Ange­hö­ri­gen wur­den von den Natio­nal­so­zia­lis­ten ermor­det, die Über­le­ben­den lit­ten an den Fol­gen von Ste­ri­li­sie­run­gen, Men­schen­ex­pe­ri­men­ten und unmensch­li­chen Haftbedingungen.

Bei dem Schwei­ge­marsch nach dem gewalt­sa­men Tod des Sin­to Anton Leh­mann in Hei­del­berg 1973, der als Initi­al­zün­dung einer sicht­ba­ren Bür­ger­rechts­be­we­gung gilt, war Ilo­na Lagre­ne dabei. Sie hat sich für die Grün­dung des Zen­tral­rats Deut­scher Sin­ti und Roma ein­ge­setzt und enga­gier­te sich in vie­len poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Aus­ein­an­der­set­zun­gen. Beson­ders am Her­zen lag ihr die Erin­ne­rungs­ar­beit, sie setz­te sich für Gedenk­zei­chen in Hei­del­berg und Tübin­gen ein und war an der Beset­zung des Uni­ver­si­täts­ar­chivs in Tübin­gen 1981 beteiligt. 

Ilo­na Lagre­ne arbei­te­te die Ver­fol­gungs­ge­schich­te der Hei­del­ber­ger Sin­ti im Natio­nal­so­zia­lis­mus auf und doku­men­tier­te gemein­sam mit ihrem Ehe­mann die Erleb­nis­se von Sin­ti und Roma, die den natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Völ­ker­mord über­lebt hat­ten. Gemein­sam mit Hil­de­gard Lag­ren­ne besuch­te sie schon in den 1990er Jah­ren zahl­rei­che Schu­len, um jun­ge Men­schen und Lehr­kräf­te über Anti­zi­ga­nis­mus auf­zu­klä­ren. Sie setz­te sich beson­ders in der Bil­dungs­ar­beit für Jugend­li­che und Frau­en ein. 2018 erhielt Ilo­na Lagre­ne den Hil­de­gard-Lag­ren­ne-Preis der Stadt Mann­heim und wur­de gera­de erst im April 2023 mit der Stau­f­er­me­dail­le des Lan­des Baden-Würt­tem­berg in Gold ausgezeichnet. 

Ihre Arbeit ist dem Lan­des­ver­band blei­ben­des Ver­mächt­nis und in die Zukunft wei­sen­de Auf­ga­be. Wir trau­ern mit ihrer Fami­lie um eine gro­ße Per­sön­lich­keit der Bürgerrechtsbewegung. 

Beitrag erstellt am 21.11.2023

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