Die Veranstaltung erinnert an die Morde an Sinti-Kindern im Nationalsozialismus und thematisiert die Verstrickung von Politik, Wissenschaft, Medizin, Kirche, Erziehung und Jugendämtern in den Völkermord an Sinti und Roma. Sie legt den Fokus auf die Verantwortung der Institutionen und der in diesen arbeitenden Menschen.
Am 9. Mai 1944 wurden aus dem katholischen St. Josefs-Pflegeheim in Mulfingen 39 Sinti Kinder und -Jugendliche aus Württemberg von der Polizei abgeholt und in einem Postbus zum Abstellgleis des Bahnhofs Künzelsau gebracht. Nach 50 Stunden Fahrt trafen die Kinder am 12. Mai 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ein. Bis zum 2. August 1944 fielen 35 der Kinder dem nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma zum Opfer – insgesamt wurden 500.000 Menschen ermordet.
Die künstlerische Annäherung, die in der Erlöserkirche in verschiedenen Räumen stattfindet, kreiert einen Sprach– und Klangraum, indem verschiedene Menschen eine Stimme, einen Körper oder eine Musik durch die Ausführenden erhalten.
Der Fokus liegt dabei auf der Verantwortlichkeit der Institutionen und der in ihnen arbeitenden Menschen; Menschen, die für die systematische Durchführung des Völkermordes in Gemeindeverwaltung, Wissenschaft, Erziehung, Medizin, Politik, Polizei, Kirche und Jugendämtern im nationalsozialistischen Deutschland von 1933−1945 verantwortlich waren.
Das Gespräch im Anschluss ist ein wichtiger Teil der Performance und ermöglicht einen öffentlichen Rahmen, um auch über gegenwärtige Entwicklungen in unserer Gesellschaft zu sprechen.
Manche Inhalte der Performance sind möglicherweise für Menschen, die oder deren Familien traumatischen Erlebnissen ausgesetzt waren, belastend, verletzend oder retraumatisierend. Die KünstlerInnen bitten Sie, auf sich zu achten und selbstbestimmt zu entscheiden, ob Sie sich mit den Themen und Darstellungen auseinandersetzen möchten.
KünstlerInnen:
Yahi Nestor-Gahé – Künstl. Leitung; Tanz; Performance; Raum
Dorothea Lanz – Künstl. Leitung; Performance; Textfassung, Raum
Matthias-Schneider-Hollek – Elektr. Komposition, Musik
Winfried Stürzl – Cello
Gespräch mit dem Publikum:
Daniel Strauß, Vorsitzender des Verbands Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg
Dr. Michael Blume, Beauftragter der Landesregierung Baden-Württemberg gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben
Karl-Eugen Fischer, Pfarrer, ev. Kirchengemeinde Stuttgart-Nord
Christine Göttler-Kienzle, Gemeindereferentin kath. Kirchengemeinde St. Georg
Silke Stürmer, Pfarrerin, Beauftragte der ev. Landeskirche für die Zusammenarbeit mit Sinti und Roma
KünstlerInnen
Mit freundlicher Unterstützung durch:
Staatsministerium Baden-Württemberg
Ev. Kirchengemeinde Stuttgart-Nord
Kath. Kirchengemeinde St. Georg
Freie Tanz und Theaterszene Stuttgart
Produktionszentrum Tanz + Performance e.V.
VDSR-BW
Weitere Informationen und Anmeldung: