Der Hungerstreik in Dachau 1980 ist eines der markantesten Ereignisse in der Geschichte der Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma in Deutschland. Die internationale Presse berichtete über den Hungerstreik, der Schriftsteller und Nobelpreisträger Heinrich Böll und andere solidarisierten sich.
Zwölf Sinti begannen am 4. April auf dem Gelände der Versöhnungskirche an der KZ-Gedenkstätte Dachau ihren Hungerstreik. Sie forderten die Anerkennung des Völkermords, das Ende der polizeilichen Sondererfassung, die öffentliche Zugänglichmachung der Akten der einstigen „Zigeunerzentrale“ der Polizei, die seit 1899 bestand und im Nationalsozialismus den Holocaust an den Sinti und Roma vorbereitete – ihre Akten wurden in der Bundesrepublik weiter benutzt.
Unter den Hungernden waren vier Überlebende des Völkermords: Jakob Bamberger, Hans Braun, Ranco Brandtner und Franz Wirbel – sowie eine Frau, die nicht der Minderheit angehörte: Uta Horstmann, eine Sozialarbeiterin aus München, die seit den 1970er Jahren für die Bürgerrechte der Sinti und Roma kämpfte.
Der Hungerstreik war ein Fanal. Er wurde zum identitätsstiftenden Moment der Bürgerrechtsbewegung bis heute. Die Anerkennung des Völkermords durch die Bundesregierung 1982 war auch eine Folge des Hungerstreiks. Bis heute inspiriert dieses Schlüsselereignis das Engagement junger Sinti und Roma.
Am 15. Dezember um 18:30 Uhr sprechen in unserem Kulturhaus RomnoKher Uta Horstmann, die Aktivistin Jùlie Halilic, von deren Großvater Wallani Georg die Idee zum Hungerstreik kam und der selbst daran teilnahm, sowie Daniela Gress, die als Historikerin den Hungerstreik erforscht hat, über die damaligen Ereignisse und ihre Bedeutung für die Gegenwart. Moderation: Daniel Strauß.
Livestream auf unserem YouTube-Kanal RomnoKher:
Es gelten die aktuellen Corona-Verordnungen des Landes Baden-Württemberg sowie das Hygienekonzept des VDSR-BW. Um Voranmeldung wird gebeten unter info@sinti-roma.com oder 0621–911 091–00.