Der Europa-Abgeordnete Romeo Franz berichtet am 6. Oktober 2020 um 18:30 Uhr in der Mannheimer Abendakademie über sein Leben als Bürgerrechtler, Politiker und Künstler und stellt sein Buch „Mare Manuscha: Innenansichten aus Leben und Kultur der Sinti & Roma“ im Gespräch mit Dr. Tim Müller, Wissenschaftlicher Leiter des VDSR-BW, vor. Dieser Abend, eine Kooperation mit der Mannheimer Abendakademie, ist zugleich Teil unserer Veranstaltungsreihe „Offenes Feuer – Geschichte, Gesellschaft, Politik“.
Romeo Franz ist als erster Sinto seit 2018 Mitglied des Europäischen Parlaments und dort Stellvertretender Vorsitzender im Ausschuss für Kultur und Bildung. 1966 in Kaiserslautern geboren, ist der bekannte Musiker ein führender Akteur der Bürgerrechtsbewegung von Sinti und Roma und seit langem für sein Engagement für die gleichberechtigte Teilhabe der größten europäischen Minderheit und für eine europäische Erinnerungskultur bekannt. Er war von 2014 bis 2019 Geschäftsführer der Hildegard Lagrenne Stiftung für Bildung, Inklusion und Teilhabe von Sinti und Roma in Deutschland.
„Mare Manuscha: Innenansichten aus Leben und Kultur der Sinti & Roma“ (Edition Faust) ist in Zusammenarbeit mit der Journalistin Cornelia Wilß entstanden. Kunst und Kultur von Sinti und Roma spielten in der Öffentlichkeit lange Zeit keine Rolle. Inzwischen melden sich aber immer mehr jüngere Künstlerinnen und Künstler mit Romani-Hintergrund selbstbewusst zu Wort. In diesem Buch werden Kunstschaffende aus verschiedenen Generationen, die aus unterschiedlichen europäischen Ländern stammen, vorgestellt. Dabei geht es um das Verwurzeltsein in der eigenen Familiengeschichte, um individuelle und kollektive Strategien im Umgang mit der Mehrheitsgesellschaft, um Erfolge und Niederlagen, um Wirklichkeiten und Utopien in Kunst und Politik. In all diesen biografischen Streifzügen kommen die prägenden Themen Geschichte, Migration, Identität, Heimat, Tradition und Modernität zur Sprache. So werden auch gewohnte Seh- und Deutungsmuster der Mehrheitsgesellschaft als Stereotype und Klischees entklarvt. Fortgesetzter kultureller und sozialer Ausgrenzung und tief verankertem Rassismus gegen Sinti und Roma entgegenzuwirken ist ein Anliegen des Buches.
„Offenes Feuer“ ist unsere Reihe für Geschichte, Gesellschaft und Politik. Der Titel spielt mit dem ikonographisch überlieferten antiziganistischen Klischee, um es bürgerschaftlich zu wenden – das Gespräch am Feuer als Ausdruck der republikanischen Kommunikation, unser Kaminzimmer als Ort der zivilgesellschaftlichen Diskussion aller Teilnehmer auf Augenhöhe. Vor allem stehen Fragen der Geschichte, Gegenwart und Zukunft von Sinti und Roma im Mittelpunkt – von der lokalen bis zur europäischen Dimension. Aber die Reihe bietet auch ein Forum für die Geschichte und aktuellen Herausforderungen anderer Minderheiten.