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Robert Trapp, Magdalena Guttenberger, Armani Spindler und Madeleine Kehrer auf dem einstigen Lagergelände
Robert Trapp, Magdalena Guttenberger, Armani Spindler und Madeleine Kehrer auf dem einstigen Lagergelände
Baden-Württemberg gedenkt der ermordeten Sinti und Roma
Baden-Württemberg gedenkt der ermordeten Sinti und Roma
Filmprojekt mit jungen Sinti begibt sich auf Spurensuche in Ravensburg
Filmprojekt mit jungen Sinti begibt sich auf Spurensuche in Ravensburg

Im Mit­tel­punkt der Gedenk­stun­de des Land­tags von Baden-Würt­tem­berg für die Opfer des Natio­nal­so­zia­lis­mus stan­den am 27. Janu­ar 2022 die ver­folg­ten und ermor­de­ten Sin­ti und Roma. Land­tags­prä­si­den­tin Muh­te­rem Aras for­der­te in ihrer Gedenk­re­de dazu auf, Anti­zi­ga­nis­mus auch in der Gegen­wart, nicht zuletzt an den Schu­len, zu bekämp­fen. Die His­to­ri­ke­rin Dr. Karo­la Fings, die an der For­schungs­stel­le Anti­zi­ga­nis­mus an der Uni­ver­si­tät Hei­del­berg das Pro­jekt “Enzy­klo­pä­die des NS-Völ­ker­mords an den Sin­ti und Roma in Euro­pa” lei­tet, skiz­zier­te die his­to­ri­sche Dimen­si­on der Vernichtungspolitik. 

Der Lan­des­vor­sit­zen­de des VDSR-BW, Dani­el Strauß, erin­ner­te an das Schick­sal sei­ner Fami­lie und erklär­te: “Wie konn­te es zu die­sem Völ­ker­mord kom­men? Die Ant­wort ist so erschre­ckend wie ein­fach: Indem so vie­le mit­mach­ten und fast nie­mand dage­gen Wider­stand leis­te­te. Die Ver­fol­gung ver­schärf­te sich stu­fen­wei­se. Am Anfang stand die Aus­gren­zung. Am Ende die Aus­lö­schung.” Dar­um “ist unser gemein­sa­mes Geden­ken, wenn es nicht nur ein lee­res Zei­chen sein soll, eine Ver­pflich­tung für die Zukunft: Ler­nen wir von­ein­an­der. Begeg­nen wir ein­an­der mit Freund­lich­keit und Mit­mensch­lich­keit. Miss­trau­en wir denen, die ande­re schlecht­ma­chen, ver­wei­gern wir uns den Vor­ur­tei­len, Falsch­mel­dun­gen und Het­zern. Tre­ten wir als Men­schen für­ein­an­der ein – und stel­len wir uns jeder Form der Aus­gren­zung in den Weg. Das sind wir denen schul­dig, derer wir heu­te gedenken.”

Die Gedenk­stun­de hät­te auf Vor­schlag des VDSR-BW in Ravens­burg statt­fin­den sol­len, wo 1937 das größ­te kom­mu­na­le Zwangs­la­ger für Sin­ti und Roma im natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Süd­west­deutschlad ein­ge­rich­tet wur­de. Von dort aus wur­den Men­schen in den Tod depor­tiert. 48 der hier Inhaf­tier­ten über­leb­ten die NS-Gewalt­herr­schaft nicht. Ein Denk­mal vor der St. Jodoks-Kir­che erin­nert an die in Ausch­witz ermor­de­ten Ravens­bur­ger Sin­ti. Vor die­sem Denk­mal ver­sam­mel­ten sich Land­tags­prä­si­den­tin Aras, Lan­des­vor­sit­zen­der Strauß, die Spit­zen der Land­tags­frak­tio­nen, Land­tags­ab­ge­ord­ne­te und Gesund­heits­mi­nis­ter Man­ne Lucha, um im klei­nen Kreis der im Natio­nal­so­zia­lis­mus Ver­folg­ten und Ermor­de­ten zu geden­ken. Alle wei­te­ren Pro­gramm­tei­le wur­den pan­de­mie­be­dingt als Online-Ver­an­stal­tung durch­ge­führt. Das gesam­te Pro­gramm kann in der Media­thek des Land­tags abge­ru­fen wer­den.

Der VDSR-BW hat das Pro­gramm wesent­lich mit­ge­stal­tet. Die Film­auf­nah­men der Reden von Dani­el Strauß, Dr. Karo­la Fings sowie der musi­ka­li­schen Bei­trä­ge von Sun­ny Franz (Vio­li­ne) und Aaron Weiss (Kla­vier) fan­den im Kul­tur­haus Rom­noK­her statt. 

Ein Film­pro­jekt des Lern­orts Rom­noK­her des VDSR-BW beglei­te­te jun­ge Ange­hö­ri­ge der Min­der­heit – Arma­ni Spind­ler, Made­lei­ne Keh­rer und Robert Trapp – in Ravens­burg auf ihrer Spu­ren­su­che. Unter­stützt wur­den sie von Mag­da­le­na Gut­ten­ber­ger, die in Ravens­burg die Über­le­ben­den der NS-Ver­fol­gung betreu­te und seit vie­len Jah­ren Gedenk­ar­beit durch­führt. Sie erkun­de­ten das eins­ti­ge Lager­ge­län­de, an das bis heu­te kein Gedenk­zei­chen erin­nert, und rekon­stru­ier­ten die Geschich­te ihrer Fami­li­en im Muse­um Hum­pis-Quar­tier. Von den Ver­folg­ten aus Ravens­burg ist heu­te nie­mand mehr am Leben. Dar­um unter­stütz­te Zil­li Schmidt, die letz­te Sin­tez­za, die als Erwach­se­ne Ausch­witz-Bir­ken­au über­lebt hat, die Spu­ren­su­che der jun­gen Sin­ti. Sarah Franz führ­te in Mann­heim ein Inter­view mit ihr, Moi­sha Kli­bisch wirk­te als Spre­che­rin mit. 

Beitrag erstellt am 07.02.2022

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